Vor einigen Monaten hatte der Kollege Uwe Kontakt zu jemanden bei dem er einen alten IBM-PC abholen wollte. Unter anderem erwähnte der Verkäufer, dass er noch eine Liste anderer Rechner im Internet online habe. Vielleicht haben wir an dem einen anderen Interesse für die Ausstellung im Museum. Also nichts wie an einen Internet-fähigen PC und mal nachschauen… Ich kenne ja viele der alten Homecomputer, aber vom Enterprise 128 hatte ich bis dato noch nie etwas gehört. Die anschliessende Recherche ergab, dass von dem Rechner wohl nicht ganz so viele gebaut worden sind. Entgegen anderer Internet-Quellen versichert mir eine verlässliche Quelle aus dem ungarischen Forum anhand der Seriennummern-Zählung dass es unter 40.000 Stück sind! Gut, das ist dann was fürs Museum und Uwe bekam den Auftrag sich den anzuschauen und ggf. mitzubringen.

Zwei Wochen später war ich überrascht was mich alles im Homecomputer-Raum erwartete. Der Rechner ist quasi in Vollausstattung und es war alles dabei, was es seinerzeit für relativ teuer Geld an Hardware zu kaufen gab. Der Rechner mit seinem auffälligen eingebauten Joystick, ein spezieller Datenrekorder, ein kompakter Farbmonitor, ein Nadeldrucker und sogar ein Diskettenlaufwerk!

Erst mal alles zusammenstöpseln und schauen wie der Funktionszustand ist. War klar, Folientastatureinlage geht natürlich nicht mehr und so funktionierten 80% der Tasten nicht mehr.

Das war also das erste Teilprojekt, die Tastatur wieder gangbar machen. Das habe ich momentan so gelöst, dass ich die beiden Buchen aus der Hauptplatine entlötet habe. Die Folienzuleitung wurde anschließend gekürzt, damit keine Bruchstelle mehr vorhanden ist und von den beiden Buchsen führen jetzt steckbare, stabile Einzelkabel zum Motherboard. Erster Test vielversprechend, alle Tasten und der Joystick funktionieren wieder.

Dann schauen wir mal, ob der Rechner auch mit Programmen umgehen kann. Also das Diskettenlaufwerk angeschlossen. Das hat den Rechner dann in den Abgrund gerissen, jedesmal wenn es angeschlossen war kam der Enterprise nicht über seine Hardware-Prüfung am Anfang hinweg und zeigte anschließend nur noch bunte Pixel an. Etliche Versuche mit Kontaktreinigung, vorsichtiges Versetzen der Kontaktleiste usw. zeigten keinen Erfolg. Irgendetwas auf der Platine des Controllers hatte „einen weg“. Blieb also für das Diskdrive nur noch der steinige Weg nach Canossa.

Nur der eigentliche Disketten-Controller von WD ist in der Platine verblieben

Ich habe alle elf TTL-ICs auf der Controller Platine mit einem scharfen Seitenschneider gekappt, so dass nur noch die Beinchen auf der Platine steckten. Diese dann alle entlötet und die Bohrungen mittels Entlötsauglitze freigelegt. Anschließend gute Sockel eingebaut und alle ICs durch neue ersetzt. Wenn ich es noch richtig erinnere waren es 148 Bohrungen 😉

Weil die Platine eh gerade im Bastelzimmer lag auch mal kontrollieren, ob das EPROM seinen Inhalt noch hat. Natürlich auch nicht 🙁 Also einmal löschen und neu beschreiben….

Wieder im Museum: An den Rechner anschließen und freuen, er kommt zumindest über seinen Selbsttest hinweg und startet durch 🙂 Leider zeigte auch das verbaute Diskettenlaufwerk trotz Reinigung massive Ausfallerscheinungen. Also wurde es am Ende noch durch ein mit FlashFloppy umgeflashtes Gotek-Drive mit OLED ersetzt. Zum Glück verwendet der Enterprise 128 ein DOS-kompatibeles Diskettenformat, so dass es mit .IMG Files sehr leicht ist ihn mit Software zu versorgen.

Somit haben wir am diesjährigen Tag der offenen Tür am 3. Oktober 2019 auch ein (T)raumschiff Enterprise 128 mit in der Ausstellung.